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Meine Geschichte in der Anthologie heißt ‚Seefahrt tut weh.‘

Sie ist alt, wenn auch überarbeitet.
In meiner zarten Jugend machte ich mal einen fünf Tage dauernden Segelturn auf einer alten Weserjolle mit. Ich konnte damals nicht mal schwimmen.
Es war Oktober, nass und stürmisch.
Die Crew bestand aus meinem Freund, der zwar einen Segelschein, aber wenig Erfahrung besaß, mir (ohne jede Ahnung von der christlichen oder irgendeiner anderen Art von Seefahrt) und zwei Landratten aus Schwaben.
Sie flirtete fortgesetzt mit meinem Freund, der dafür nicht unempfänglich war (zumindest, bis sie sich mitten im Schiff auf seinen Lieblingspullover übergeben musste) und er schleppte einen Riesenpacken Bücher mit sich, die er endlich mal in Ruhe lesen wollte.
Wenn mein Freund also irgendwo auf dem Kahn mit überschnappender Stimme nach dem zweiten Mann schrie – er möge sofort dies und das fest halten oder anbinden oder reffen oder so – dann pflegte der gemütvoll zu erwidern: „Ha, glei – will nur halt schnell des Kapitle zuend lese, gell?“
Es war ein totaler Albtraum.
Selten haben fünf Tage länger gedauert.
Nachdem ich einigermaßen lebend wieder von Bord gekrabbelt war, schrieb ich also die Urfassung dieser Geschichte von einer Frau, die sich nicht das Geringste aus der Segelei macht und nur aus Liebe, gemischt mit einigen Zukunftsplänen, an Bord hockt …

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